Interview

In kleinen Projekten Technologien ausprobieren

 

Vor kurzem hat fortiss in Zusammenarbeit mit der Applied-AI-Initiative und UnternehmerTUM die Konferenz "KI für den Mittelstand" ausgerichtet. Matthias Pfaff, Leiter des fortiss-KI-Anwendungszentrums, erläutert, warum sich der Mittelstand mit KI beschäftigen sollte und wie sich die Verantwortlichen Expertise für KI-Technologien aneignen können.


Worum geht es bei „KI für den Mittelstand”?

Mit dem Format „KI für den Mittelstand” möchten wir das Thema Künstliche Intelligenz möglichst anschaulich, d.h. anhand von Beispielen aufbereiten. Dabei geht es um folgende Fragen: Welche Bedeutung hat das Thema KI für mittelständische Unternehmen? Welche Anwendungsfälle sind für sie relevant? Was muss getan werden, um KI-Technologien für die Praxis umzusetzen?


Was möchten Sie damit erreichen?

Wir möchten Aufmerksamkeit für das Thema im Mittelstand schaffen, gleichzeitig die Diskussion mit KI-Experten und -Anwendern anregen und somit den gegenseitigen Wissenstransfer fördern. Zum anderen soll für mittelständische Unternehmen eine Plattform entstehen, so dass diese sich auf einfache Art und Weise mit Forschern und Startups in diesem Bereich austauschen und Unterstützung bei möglichen ersten Schritten mit KI zu erhalten.


Über welche KI-Qualifikation verfügen mittelständische Unternehmen derzeit?

Derzeit ist das KI-bezogene, anwendungsspezifische Knowhow in den Unternehmen noch gering. Deshalb hat fortiss das KI-Anwendungszentrum gegründet, um mit Partnern entsprechende Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für diese Zielgruppe zu erarbeiten. Das beginnt bei einfachsten Begriffen rund um KI über Einsatzbeispiele bis hin zu Hands-On-Trainings. Wichtig ist hier, dass immer Domänenwissen mit neuer Technologiekompetenz den Weg in die Unternehmen finden.


Welche Herausforderungen müssen Mittelständler beim Thema KI bewältigen?

Da es nicht „die eine” KI-Technologie gibt, sind Einstieg und Evaluation möglicher KI-Technologien die Herausforderungen. Zudem muss gerade bei der Vielzahl an KI-Lösungen zunächst eine Datengrundlage innerhalb einer Firma vorhanden sein. Auch hierzu ist eine gewisse Vorarbeit in den Unternehmen und meist auch domänenspezifisches Wissen notwendig.


Wie können Mittelständler künftig ihre KI-Software pflegen bzw. instandhalten?

Da die Pflege und Instandhaltung immer komplexer werden, bieten entsprechende Cloudlösungen einen Ausweg. Denn eine solche Breite an fachlicher und Softwarekompetenz ist nur schwer im eigenen Haus vorzuhalten. Es hilft zudem, strategische Partnerschaften einzugehen und Teil eines Ökosystems zu werden, in welchem man Teil-Lösungsanbieter ist.


Was kann fortiss Mittelständlern bieten?

fortiss kann beispielsweise eine technisch neutrale Bewertung von Lösungen und die individuelle Identifikation von KI-Potenzialen für Mittelständler durchführen. Als unabhängige Forschungseinrichtung ist fortiss eine passende Partnerin, wenn es um die Adaption technischer Lösungen geht. Meist verhindern individuelle Gegebenheiten im jeweiligen Unternehmen, beispielsweise ein heterogener Maschinenbestand oder fehlendes einheitliches Datenmanagement, die einfache bzw. schnelle Implementierung von KI-Lösungen. Wir erweitern und passen Techniken und Methoden an, so dass auch der Mittelstand entsprechende Technologien anwenden kann.


Was würden Sie einem unentschlossenen Mittelständler empfehlen?

Ziel sollte es sein, Technologiescouting mit geeigneten Mitarbeitern im eigenen Unternehmen durchzuführen und in kleinen Projekten Technologien einfach auszuprobieren. Meine Empfehlung an die Mittelständler ist, mit unabhängigen Institutionen zusammenarbeiten. Auch mit Bachelor- oder Master-Arbeiten lassen sich die eigene Technologielandschaft und die Voraussetzungen für KI im Unternehmen evaluieren.